Manchmal kann ein einziger Sommer ein ganzes Leben sein.
Morgentau auf feuchten Wiesen
Flimmernder Asphalt in der Mittagshitze
Glutrote Sonne über stillen Seen.
Eiskleckse auf der Hand
Wassertropfen auf brauner Haut
Schweißperlen auf der Stirn.
Nächte unter freiem Himmel
Eiswürfel schimmern im Glas
Gelächter erfüllt die Luft.
Segelflieger ziehen ihre Kreise
Sommersonne durchflutet grünes Laub
Schwäne gleiten durch das Wasser
Musik aus einer anderen Welt
Blutroter Wein durchströmt die Venen
Rauchwolken schweben in die Unendlichkeit
Feuchte Körper in schwüler Sommernacht
und immer Dein Gesicht
Dein Blick der in die Seele dringt
Warme Seelen - frei und unbeschwert
Herzen voller Wehmut die den nahen Herbst erahnen
Kinderlachen – hell und klar
Manchmal kann das ganze Leben ein einziger Sommer sein
Die Welt ist bunt
der Sommer längst Vergangenheit
Kastanienduft liegt in der Luft
raue Winde fegen durch die Straßen.
Wieder fallen bunte Blätter im letzten warmen Sonnenschein -
kalte Nächte - Einsamkeit
Morgennebel hüllt die Welt in sanftes Schweigen,
das Laub erstarrt im ersten Frost.
Zeit der Besinnung –
Besinnung auf das was war – Besinnung auf das was kommen wird.
Zeit des Abschieds
Abschied von den heißen, hellen Sommertagen - Abschied von der Wärme.
Zeit der Vorbereitung
Vorbereitung auf den kalten Winter – Vorbereitung auf Spuren im Schnee.
Dunkel wird die Welt – schwer wird das Herz
der nächste Sommer weit entfernt -
doch eine kleine Kerze bringt das Licht zurück
sie wärmt das Herz, scheint in die Seele – bis der Sommer naht.
Herbst
die schönste aller Jahreszeiten.
Ich stehe auf dem Balkon und schaue in die Ferne. Es ist bitterkalt, die Sterne leuchten heller als sonst und funkeln wie Eiskristalle zum Greifen nah am Himmel und die Sichel des Mondes ist wie zu Eis erstarrt.
Die Holzbretter knacken laut bei jedem Schritt und der harte, dünne Schnee knirscht unter meinen Füßen in der Kälte der Nacht. Die Luft ist klar und eisig und mein warmer Atem schwebt in dichten Wolken in die Ferne.
Meine Gedanken schweifen ab zu den seltenen, heißen Sommernächten an denen die Sterne heller leuchten als sonst und wie Glühwürmchen zum Greifen nah am Himmel funkeln und die Sichel des Mondes warm herabscheint.
Die Holzbretter sind noch warm von der Hitze des Tages und knacken leise unter meinen nackten Füßen. Die Luft ist schwer und der Duft des Sommers durchströmt sie aus der Ferne.
„Die Welt hat sich verändert so wie auch ich mich verändert habe“, denke ich. „Nichts hat Bestand, doch alles hat seine Zeit und seinen Wert. Besonders diese seltenen Nächte an denen die Sterne näher zu sein scheinen.“
Ich frage mich, ob die heißen Nächte nicht angenehmer sind, ob ich ihnen den Vorzug geben soll. Diese kurzen Nächte an denen der Wein blutrot im Glas funkelt, der warme Sommerwind die Haut kühlt und die Gedanken, schwer wie die Luft, zufrieden und müde in die Unendlichkeit fliehen.
Oder sind es doch die eisigen Nächte in denen der Atem gefriert und die Gedanken so klar wie der Himmel, leicht und wach, zu ihm aufsteigen. Diese langen Nächte in denen für Momente keine Fragen offen bleiben und die Antworten in den Eiskristallen am Himmel geschrieben zu sein scheinen.
Nein, wir brauchen sie beide – denn wie könnten wir die kalten Winternächte ertragen, ohne zuvor von der Sommersonne gewärmt worden zu sein. Und wie könnten wir die heißen Sommernächte genießen, wenn wir nicht auch die Kälte des Winters kennen würden. Und wo fänden wir die klaren Gedanken wenn wir ständig von der schweren, süßen Sommerluft umgeben wären. Und wie mühselig wären doch diese Gedanken ohne die Hoffnung, dass sie jemals wieder müde in die Unendlichkeit einer Sommernacht entfliehen könnten.
Alles hat seine Zeit und nichts hat Bestand – alles ein ständiger Wechsel, eine ständige Wiederkehr – immer gleich und doch
immer neu und immer wertvoller – angereichert mit den Erfahrungen der Kälte und der Wärme vergangener Tage und Nächte.
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