Die tückische Dinge-Die-Erledigt-Werden-Müssen-LISTE

Der Schnee ist weg und Köln ist wieder grau und nass, wie üblich. Heute geht es um Listen. Ich habe eine Liste. Manchmal ist sie in meinem Kopf, meist jedoch steht sie auf Papier geschrieben, manchmal auch beides. Dort stehen Dinge, die erledigt werden müssen. Nicht die schönen Dinge, dafür habe ich eine extra Liste - sondern die lästigen, unangenehmen Dinge, die früher oder später oder irgendwann erledigt werden müssen. Das Tückische an dieser praktischen Liste ist, dass sie niemals leer wird. Immer, wenn ein Teil abgearbeitet wurde, kommt eine neue Sache (oder auch zwei oder drei) hinzu. Manchmal ist die Liste sehr lang, manchmal schrumpft sie zusammen und wird überschaubar. Doch leer wird sie nie. Das mag vielleicht daran liegen, dass ich einige Punkte einfach nicht abarbeite (z.B. die Entrümpelung des Kellers). Vielleicht liegt es auch daran, dass ich meine knappe Freizeit auch gerne mal mit Dingen verbringe, die nicht auf der "Das-muss-erledigt-werden-Liste" stehen, sondern auf der "Schöne-Dinge-Liste" oder auf gar keiner Liste, weil sie einfach sinnlos sind.

 

Ihr kennt sicher alle solche Listen - außer, ihr gehört zu den absolut disziplinierten Zeitgenossen. Aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass es in unserer heutigen Gesellschaft auch nur einen Menschen gibt, der keine Liste hat und es schafft, tatsächlich immer alle anstehenden Dinge zu erledigen.

 

Auf meiner "Das-muss-erledigt-werden-Liste" stehen z.B. solche Dinge wie:

 

  • Zahnarzttermin vereinbaren
  • Blumen vor dem ersten Frost ins Haus holen
  • Bad streichen
  • Duschwand montieren
  • Steuererklärung
  • Mutters PC auf Vordermann bringen
  • Geschenk für ... besorgen
  • Kühlschrank sauber machen
  • Teeregal reparieren
  • Fenster putzen
  • Inspektionstermin vereinbaren
  • Altglas wegbringen
  • KELLER ENTRÜMPELN

 

Einige Dinge finden sich nicht auf der Liste, z.B. "Einkaufen", denn das ist Standard und außerdem gibt es dafür natürlich eine eigene Liste, die Einkaufsliste. Oder solche Sachen wie "Waschen", "Staubsaugen", "Kochen" etc. - nicht der Rede wert. Auch Termine und Geburtstage findet man dort nicht, die stehen im Kalender. Es gibt, neben der "Das-muss-erledigt-werden-Liste" und der "Schöne-Dinge-Liste", neben der Einkaufs- und Kalenderliste, natürlich noch weitere Listen. Auf der Arbeit habe ich verschiedene Listen mit Dingen, die erledigt werden müssen, bei Amazon habe ich Wunschlisten von Sachen, die ich gerne hätte und insbesondere von Sachen, die andere gerne hätten - sonst stände ich bei Geburtstagen ziemlich auf dem Schlauch. Weiterhin gibt es da natürlich noch meine Autoren-Roman-Listen, mit allerhand Erinnerungen und Notizen zur strukturierten Vorgehensweise etc. Wahrscheinlich gibt es noch andere Liste, die fallen mir aber gerade nicht ein.

 

Ich finde, Listen sind durchaus sinnvoll und helfen bei der Organisation des Alltags, sie helfen dabei, alles im Blick zu behalten und nichts  zu vergessen. (Und je älter man wird, desto dringlicher werden sie). Aber sie sind auch ein Fluch. Manchmal denke ich, ich werde irre bei all den Listen. Aber ohne Listen wäre ich verwirrt und ziemlich aufgeschmissen. So schön und hilfreich sie auch sind, ich habe durch die Listen ständig das (berechtigte) Gefühl, dass noch etwas zu tun ist. Und ich werde niemals fertig. Auch wenn ich nach einem langen Tag faul auf dem Sofa liege und sinnentleert in die Glotze starre, so schlummern da irgendwo im Hinterkopf diese Listen. Da nützt es auch gar nichts, wenn ich die geschriebenen Listen kurzerhand in den Müll schmeiße. Die ganzen Dinge tauchen ja früher oder später aus den Tiefen der Verdrängung auf und wedeln mahnend mit dem Finger. Was mich jedoch nicht dazu veranlassen kann, voller Elan aufzuspringen und die Sachen vernünftigerweise gleich mal zu erledigen. Nein, weit gefehlt. Es passiert viel eher, dass ich einfach liegen bleibe, das wedeln ignoriere, sehr konzentriert in die Glotze starre und mir vornehme, am nächsten Tag, oder besser am Wochenende, einiges zu erledigen.

 

Wenn ich dann am Wochenende viel zu früh aufwache, arbeitet mein Gehirn augenblicklich auf Hochtouren und rattert mir fein säuberlich die ganze Liste der zu erledigenden Dinge herunter. Ich bin müde, möchte weiterschlafen, doch mein Denkorgan ist da anderer Meinung und lässt sich in seinem Eifer nicht stoppen, so sehr ich mich auch bemühe. Schließlich ist ja heute Wochenende und der ganze Tag steht zur Erledigung aller möglicher Aufgaben zur Verfügung. Während ich fest die Augen schließe, mich müde fester in die Decke wickele und versuche, den verlorenen Schlaf wiederzufinden, selektiert mein Hirn fleißig, ordnet und macht einen Plan, was in welcher Reihenfolge am besten und effektivsten erledigt werden kann. Dieser Plan wird aber nur funktionieren, wenn ich nicht noch stundenlang im Bett liege. Da ich nach einiger Zeit wie üblich einsehen muss, das weiterer Widerstand zwecklos ist, ergebe ich mich, springe auf und beginne, noch vor dem Frühstück, die ersten Punkte abzuarbeiten.  Erst einmal muss die übliche Hausarbeit, die in der Arbeitswoche liegengeblieben ist, erledigt werden (Chaosbeseitigung). Danach sollen die Dinge von der Liste folgen. Irgendwann, gegen Mittag, verspüre ich dann aber doch den Wunsch, zu frühstücken. Meine Tochter verspürt den Wunsch, dabei gemütlich einen Film zu schauen - und schon ist der Tag gelaufen und die Liste wurde wieder nicht angerührt. Denn nach dem Film verspüre ich gerade gar keine Lust, noch den Keller zu entrümpeln. Es ist ja Wochenende und gerade so gemütlich. Und so wächst die Liste weiter an, bis zum nächsten Urlaub. Da wird dann einiges erledigt und sie schrumpft tatsächlich zusammen. Aber alles schaffe ich auch dann nicht - ich habe ja schließlich Urlaub... (Nicht auszudenken, was mit der Liste passieren würde, wenn ich meinen Urlaub dazu nutzen würde, regelmäßig zu verreisen...).

 

Und so begleiten mich meine Listen, die ich lange Zeit gar nicht wahrgenommen habe, wie ein lästiges Gepäckstück, das immer schwerer wiegt, wurde es erst einmal erkannt. Ich trage sie Tag für Tag und Jahr für Jahr mit mir herum, auf meiner Reise durch das Leben. Wie oft sage ich mir, das Leben ist zu kurz für Listen und so einen Mist. Und manchmal, nur ganz selten, mache ich einfach das, wozu ich Lust habe und schere mich nicht um Listen. Mit dem Resultat, dass sie still und heimlich weiter anwachsen und ich letztlich noch mehr zu tun habe. Dann versuche ich es mit der Taktik, alles immer gleich zu erledigen. Das ist jedoch illusorisch, da ausnahmslos immer Begebenheiten passieren, die das Einhalten dieser Vorsätze spätestens nach zwei Tagen durchkreuzt haben. Auch der elende Spruch "So ist halt das Leben" ist wenig tröstlich, da ich mir nicht gerne vorsagen lasse, wie denn das Leben ist oder wie es zu sein hat.

 

Naturvölker kennen keine Listen. Ich fragen mich, ob unsere Großeltern solche Listen hatten? Ich habe in keiner Erzählung je davon gehört und auch in meinen Erinnerungen sehe ich keine einzige Liste herumliegen. Ich erinnere mich auch nicht daran, in meiner Jugend, beim Einzug in meine erste Wohnung oder in den ersten Berufsjahren Listen geführt zu haben. Dann frage ich mich, ob das alles eigentlich noch normal ist? Wie konnte es dazu kommen, dass unsere Welt so wurde, wie sie jetzt ist? Wieso leben wir so? Passiert das alles nur durch unsere Denkweise? Bin ich selber Schuld daran? Wo soll das noch hinführen? Kann man sich den Listen entziehen?

 

Aber das sind Themen für weitere Blogs. Heute ging es ja lediglich um die Auflistung der Listen.

 

Ich wünsche einen schönen Tag.

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Astrid (Donnerstag, 23 April 2015 23:25)

    Hallo Mika,
    irgendwie kommt mir die Sache mit den Listen bekannt vor. Manche erstelle ich mir auf Papier und manche existieren nur in meinem Kopf. Ich habe immer Papier und Stift neben meinem Bett liegen, denn wenn mir vor dem Schlafen noch etwas Wichtiges einfällt, das erledigt werden muss, dann schreibe ich es mir sofort auf. Dann kann ich beruhigt einschlafen, denn dann muss ich nicht die ganze Nacht darüber grübeln.
    Mit dem Abarbeiten ist das so: Es gibt immer ganz dringende Dinge und solche, die man verschieben kann. Schränke ausmisten, kann man beispielsweise verschieben, die Steuererklärung leider nicht. Zum Glück gibt es hin und wieder auch Dinge, die sich von alleine erledigen, wenn man nur lange genug wartet, weil sich irgendwelche Randbedingungen geändert haben, aber dies kommt äußerst selten vor.
    LG
    Astrid